Den Wert von Reshoring verstehen: Lokale Fertigung aus der Kundenperspektive
Ermittlung der Kundenpräferenzen
Wir sind es gewohnt, eine große Auswahl an Waren zu haben. Wenn man zum Beispiel in Kinderspielzeuggeschäften stöbert, findet man einige Stofftiere, die in fernen Ländern produziert wurden, während andere lokal in Deutschland hergestellt sind. Natürlich variieren die Preise und die Qualität dieser Produkte. Wonach treffen die Kund*innen ihre Kaufentscheidung? Welche Faktoren halten sie für wichtig? Bisher wird Reshoring und die Verlegung von Produktion in lokale Märkte vor allem durch vergleichende Kostenmodelle erforscht. Wir haben uns dafür entschieden, die Bedeutung von lokal produzierten Waren aus Kundenperspektive näher zu beleuchten und füllen damit eine bedeutende Lücke in der vorhandenen Forschungslandschaft.
Methodik: Choice-Based Conjoint Analyse
Um die Kundenpräferenzen zu verstehen, haben wir eine Choice-Based Conjoint Analyse in zwei Schritten durchgeführt: 1. Schritt: Online-Umfrage und CBC-Analyse. Wir führen eine Umfrage durch, um Daten zu Kundenpräferenzen zu sammeln. Diese Umfrage enthält Kriterien zur Messung der Einstellung der Kund*innen zu Nachhaltigkeit und ethnografischer Ausrichtung, die uns helfen, den Gesamtzusammenhang ihrer Entscheidungen besser zu verstehen. Konkret werden die Teilnehmenden dabei gebeten, ihre Meinung zu bestimmten Aussagen anzugeben, wie etwa „Nur Produkte, die in [Land X] nicht erhältlich sind, sollten importiert werden“. Anschließend wählen sie in der CBC-Aufgabe zwischen unterschiedlichen Produktkombinationen diejenigen aus, die sie am ehesten kaufen würden. 2. Schritt: Eine incentivierte CBC-Analyse in einem Labor-Setting. Wir wiederholen die erste Studie, jedoch treffen die Teilnehmenden diesmal echte Kaufentscheidungen und kaufen tatsächlich Produkte . Mit diesem Ansatz sammeln wir Daten auf Basis echter (und nicht nur hypothetischer) Kaufentscheidungen und erklären somit die tatsächliche Bedeutung und Zahlungsbereitschaft für Produkte aus lokaler Fertigung.
Wichtige Erkenntnisse und Hinweise
Unsere Forschung wird Aufschluss über Unterschiede in der Zahlungsbereitschaft der Kund*innen in den verschiedenen Produktkategorien geben. Beispielsweise könnten Kund*innen eine stärkere Präferenz für die lokale Herstellung für Produkte zeigen, die sie häufig kaufen oder als wesentlich empfinden. Diese Erkenntnisse führen zu mehreren praktischen Empfehlungen: Erstens sollten Unternehmen Marktforschung betreiben, um die Zahlungsbereitschaft ihrer Kundschaft für lokal hergestellte Produkte zu messen. Dieses Wissen kann als Grundlage für die Preisgestaltung und Marketingstrategien dienen. Zweitens kann die Betonung der lokalen Herkunft von Produkten in Marketingkampagnen Kund*innen anziehen, die Wert auf Nachhaltigkeit und lokale Wirtschaft legen. Drittens sollten Unternehmen erkennen, dass die Präferenzen für lokale Fertigung zwischen den verschiedenen Kundensegmenten und Produktkategorien erheblich variieren können. Viertens kann die Integration lokaler Fertigung mit nachhaltigen Praktiken die Produktattraktivität weiter steigern, da Nachhaltigkeit zu einem kritischen Faktor bei Verbraucherentscheidungen wird.
Zusammenhang mit Logistik und Lieferkettenmanagement
Unsere Forschung liefert wertvolle Erkenntnisse für Logistik, Supply Chain Management und Operations. Durch Reshoring lassen sich Transportkosten und Vorlaufzeiten reduzieren, was die Effizienz der Lieferkette insgesamt verbessert. Das Verständnis der Kundenpräferenzen hilft dabei, fundierte Entscheidungen über Lieferkettenstrategien zu treffen. Die Verantwortlichen können diese Daten nutzen, um strategische Entscheidungen zu treffen, die sich an den Verbrauchertrends orientieren und ihr Unternehemen so wettbewerbsfähig und kundennah gestalten.
Robin Kabelitz-Bock, Doktorand
Robin begann seine Doktorarbeit an der KLU im Jahr 2021 unter der wissenschaftlichen Begleitung durch Prof. Kai Hoberg und Prof. Johannes Meuer. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Circular Economy und umfasst die Analyse des Potenzials der 3D-Drucktechnik zur Minderung der Ersatzteilknappheit. Seine Forschung wird teilweise durch das Projekt „FabCity“ in Hamburg finanziert.
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