
Stereotype und Diskriminierung: Den Unterschied verstehen

Vielfalt und Förderung einer integrativen Organisation sollte jeder Führungskraft am Herzen liegen. In meinem Kurs über Diversität bitte ich die Teilnehmer zunächst, sich folgendes Szenario vorzustellen, das im Englischen noch eindrücklicher ist: Ein Vater und sein Sohn sind mit dem Auto unterwegs. Sie werden in einen Unfall verwickelt. Der Vater kommt ums Leben, und der Sohn befindet sich in einem kritischen Zustand. Der Sohn wird schnell ins Krankenhaus gebracht und auf die Operation vorbereitet. Der Arzt kommt herein, sieht den Patienten und ruft: „Ich kann nicht operieren, es ist mein Sohn!“ Halten Sie hier inne und denken Sie nach. Kennen Sie die Auflösung? Wenn nicht, wie lange brauchen Sie, um die Antwort zu finden?
Wenn Ihre erste Reaktion Verwirrung war, sind Sie nicht allein. Die Antwort ist einfach: es handelt sich um eine Ärztin und sie ist die Mutter des Jungen. Dieses klassische Rätsel stellt unsere tief verwurzelten geschlechtsspezifischen Annahmen in Frage und zeigt, wie Stereotypen unser Denken vernebeln können. Wie viele meiner Schüler und Führungskräfte, die sich mit dieser Frage herumgeschlagen haben, fragen Sie sich vielleicht, ob ein solches Stereotyp in der Annahme Sie sexistisch macht. Seien Sie versichert, dass dies nicht der Fall ist.
Stereotypen verstehen
Stereotypen sind mentale Abkürzungen, die uns helfen, die Welt zu verstehen, indem wir Menschen und Dinge in Gruppen einteilen. Diese kognitiven Schemata vereinfachen komplexe Informationen und ermöglichen es uns, Verhaltensweisen auf der Grundlage früherer Erfahrungen oder gesellschaftlicher Normen vorherzusagen. In vielen Fällen können diese Verallgemeinerungen nützlich sein. In der Wirtschaft beispielsweise stützen sich Unternehmen häufig auf datengestützte Erkenntnisse, um Marketingstrategien zu entwickeln.
Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, das ein neues Produkt auf den Markt bringt. Die Marktforschung könnte ergeben, dass jüngere Bevölkerungsgruppen, vor allem die 18- bis 24-Jährigen, sich stärker mit Social Media Influencern beschäftigen. Da das Unternehmen diesen Trend erkannt hat, könnte es einen großen Teil seines Marketingbudgets für Partnerschaften mit Influencern verwenden. Ebenso könnte das Unternehmen umweltfreundliche Botschaften an kulturelle Gruppen richten, die der Nachhaltigkeit Vorrang einräumen. Komplexität verringern und Akzeptanz schaffen bewirkt eben auch, dass einige Menschen fälschlicherweise in eine Schublade gesteckt werden.DieseErkenntnisse helfen Unternehmen, fundierte Entscheidungen zu treffen, Engagement und Rendite zu maximieren.
Wenn Stereotype problematisch werden
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Stereotype an sich nicht problematisch sind. Sie werden zu einem Problem, wenn sie zu Vorurteilen und Diskriminierung führen. Negative Stereotypen, wie z. B. die Annahme, dass alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe faul sind, können sich zu Vorurteilen entwickeln, die negative Einstellungen und Gefühle gegenüber einer Gruppe beinhalten. Vorurteile können zu Voreingenommenheit führen, die sich auf Handlungen oder Strategien auswirken und zu einer ungerechten Behandlung aufgrund von Merkmalen wie Ethnie (Rassismus) oder Geschlecht (Sexismus) führen.
Stellen Sie sich einen Personalverantwortlichen vor, der an der irrigen Annahme festhält, dass Personen mit einem bestimmten kulturellen Hintergrund von Natur aus weniger fleißig sind. Stellen Sie sich die Szene vor: Eine Bewerberin oder ein Bewerbermit hervorragenden Qualifikationen, der oder die vor Potenzial strotzt und bereit ist, neue Perspektiven in das Team einzubringen, wird ohne eine faire Chance abgelehnt. Hier zeigt sich die hässliche Seite der Diskriminierung. Dieses unbegründete Stereotyp verwehrt nicht nur demsich Bewerbenden, sondern dem gesamten Unternehmen Chancen, denn es verliert den Reichtum der Vielfalt und die Möglichkeit zur Innovation.
Vorankommen
Wenn das Rätsel am Anfang dieses Beitrags Sie verwirrt hat, seien Sie nicht zu hart zu sich selbst. Der entscheidende Schritt besteht darin, dass wir uns unserer Vorurteile bewusst sind und daran arbeiten, ihren Einfluss zu minimieren. Es ist wichtig, dass wir unser Bewusstsein für Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung schärfen. Vor allem müssen wir ein kollektives Verständnis für den Unterschied zwischen bloßer Stereotypisierung und tatsächlicher Diskriminierung entwickeln. Allzu oft werden diese Konzepte miteinander vermischt, was zu Missverständnissen und verpassten Gelegenheiten zur Förderung echter Integration führt.
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