
Bessere Versorgung bei gleichen Ressourcen? Ein Blick auf Ambulanzsysteme in Kenia und Indien – die Herausforderung effizienter Notfallversorgung

Wie lässt sich Notfallversorgung verbessern, wenn Ressourcen knapp sind? Ambulanzsysteme in Ländern wie Kenia und Indien zeigen eindrucksvoll, dass es dafür nicht unbedingt mehr Fahrzeuge braucht – sondern bessere Koordination.
In vielen Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) ist die Notfallversorgung stark fragmentiert. Zahlreiche kleine Anbieter betreiben Ambulanzen unabhängig voneinander, häufig ohne zentrale Leitstelle oder gemeinsame Standards. Plattformen wie Flare in Nairobi oder Red.Health in Hyderabad versuchen, diese Anbieter digital zu vernetzen. Doch da sie in der Regel keine eigenen Fahrzeuge besitzen, können sie nur eingeschränkt steuern, wohin Ambulanzen geschickt werden – insbesondere in unterversorgte Gebiete.
Zudem nehmen viele Anbieter parallel auch außerhalb dieser Plattformen Aufträge an. Das macht Verfügbarkeit und Standort der Fahrzeuge schwer vorhersehbar – ein klassisches logistisches Problem.
Koordination statt Expansion
Auf Basis qualitativer und quantitativer Daten unseres Partners Red.Health haben wir verschiedene Modelle verglichen – von unabhängigen Anbietern über reine Koordinationsplattformen bis hin zu Mischformen. Während Letztere die Versorgung am stärksten verbessern, zeigen unsere Ergebnisse, dass bereits durch reine Koordination bestehender Anbieter erhebliche Effizienzgewinne möglich sind. Unter Nutzung von Flare-Daten haben wir außerdem untersucht, welche Form der Bindung – räumlich oder zeitlich – besonders wertvoll ist. Das Ergebnis: Räumliche Bindung wird in der Regel bevorzugt und ist besonders effektiv, wenn die zentrale Plattform den Standort der beteiligten Ambulanzen strategisch wählen kann, um Versorgungslücken zu schließen.
Ein lokales Problem – mit klarer Erkenntnis
Unsere Forschung bezieht sich auf spezifische Bedingungen in Ländern, in denen zentral koordinierte Notfallsysteme noch fehlen. In Regionen wie Europa oder den USA, wo solche Systeme bereits etabliert sind, lassen sich die Ergebnisse daher nicht direkt übertragen. Gerade das macht sie jedoch besonders aufschlussreich: Sie zeigen, wie logistische Prinzipien helfen können, unter herausfordernden Bedingungen funktionierende Strukturen für die Notfallversorgung aufzubauen. Diese lokalen Beispiele verdeutlichen, dass operative Forschung nicht nur Effizienzfragen klärt – sondern ganz konkret dazu beitragen kann, Leben zu retten.
Zwei Paper zur Studie:
https://doi.org/10.1177/10591478231224973
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=5238107
Autoren: Pieter L. van den Berg, Andre Calmon, Andreas Gernert, Stef Lemmens, Maria Rabinovich, Gonzalo Romero
Prof. Dr. Andreas Gernert
Prof. Dr. Andreas Gernert ist Assistenzprofessor für Nachhaltiges Wirtschaften an der KLU. Prof. Dr. Gernerts aktuelle Forschung befasst sich mit Strategien, Geschäftsmodellen und Strategien in Bezug auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch. Um den Lernprozess der Studierenden zu fördern, setzt Prof. Dr. Gernert interaktive und studierendenzentrierte Lehrmethoden wie Fallstudien-Diskussionen und Lernspiele ein.

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